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Aare Zeitung, 31. Juli 2013
Seite 15
im fokus
Waghalsige junge Männer
ertrinken häufiger als andere
Schwimmerinnen und Schwim-
mer. Die Schweizerische Lebens-
rettungs-Gesellschaft SLRG
hat deshalb mit Slam Poet
und Jugendarbeiter Valerio
Moser einen ungewöhnlichen
Spot zu einem heiklen Thema
realisiert. Er wendet sich vor
allem an junge Männer und
wird über Radio, Kino und
Social Media verbreitet.
Jugendliche Ertrinkungsopfer
gehören auch in diesem Jahr
wieder zu den traurigen Som-
mernachrichten – so sind allein
innerhalb der vergangenen Tage
mehrere Jugendliche im Wasser
zu Tode gekommen. Übermut
und falsch eingeschätzte Risiken
sind gerade bei jungen Männern
häufig die Unfallursachen – das
hat auch die Jubiläumsstudie der
SLRG ergeben. Als Reaktion auf
die tragischen Unfälle macht die
SLRG jetzt auf ungewöhnliche
Art auf die Baderegeln aufmerk-
sam. Der Wortakrobat und Slam
Poet Valerio Moser wendet sich
in 30 Sekunden an die «krassen»
und «derben Typen», die sich
«was trauen» und in allem «der
Grösste» sein wollen. Die Audio-
version des Spots wird über Lo-
kalradios ausgestrahlt. Mit Vi-
deoeindrücken zum Wasser-
spass wird der Spot unter ande-
rem über Social Media und Kino
verbreitet. Zum Reinhören und
Anschauen: auf Youtube oder auf
baderegeln.ch oder auf slrg.ch
Interview mit Valerio Moser,
Slam Poet und soziokultureller
Animator
Sie haben sich mit den Themen
Rettungsschwimmen und Bade-
regeln auseinandergesetzt. Was
ging Ihnen dabei durch den
Kopf?
Seit ich mich mit den Badere-
geln auseinandergesetzt habe,
gehe ich bewusster durch die
Welt. Wenn ich zum Beispiel in
der Aare in Bern schwimmen
gehe, merke ich jetzt, wie fahr-
lässig sich einige Badegäste ver-
halten. In den meisten Fällen
passiert nichts. Aber auch wenn
es 100 Mal gut geht und nur ein-
mal nicht, kann man das mit den
100 geglückten Versuchen vor-
her nicht ausgleichen. Wenn
man schon 50 Mal in die Aare ge-
sprungen ist und nichts ist pas-
siert, verfällt man in ein Muster.
Wieso sollte genau beim 51sten
Mal etwas passieren? Ich ertappe
mich manchmal selbst dabei.
Das spielt auch bei Unfällen zu
Hause eine Rolle. Das ist mir be-
wusst geworden, als ich recher-
chiert habe.
Was haben Sie persönlich für
eine Beziehung zum Wasser?
In Langenthal, wo ich aufgewach-
sen bin, war ich immer am Was-
ser. Langenthal ist ja vomWasser
stark geprägt; es gab viele Über-
schwemmungen von der Lang-
eten, die hier durchfliesst.. Von
dem her kenne ich das Wasser
– es war hier immer ein Thema.
Wir haben ein grosses Schwimm-
bad; da war ich oft baden. Und
meine spanischen Verwandten
wohnen sehr nahe am Meer. Da-
durch waren wir oft am Meer in
den Ferien. Ich habe deshalb
einen starken Bezug zum Was-
ser. Ich schwimme sehr gerne
und freue mich, wenn ich im
Wasser sein kann.
Sie haben die Baderegeln jetzt
oft gelesen. Was ist Ihnen be-
sonders im Gedächtnis geblie-
ben?
Dass man nicht waghalsig sein
soll. Für mich ist das die Grund-
lage von nahezu allen Badere-
geln. Man muss als autonome,
mündige Person fähig sein, das
Risiko und seine eigenen Fähig-
keiten richtig einzuschätzen.
Man muss auch einmal sagen
können, dass einem etwas zu ri-
sikoreich ist und dass man das
nicht machen möchte.
Was war für Sie als Wortakro-
bat die Herausforderung bei der
Entwicklung des Spots?
Die Formulierung der Badere-
geln war eine Hürde. Sie sind
als Vorschriften formuliert. Ich
musste dann einen Weg finden,
das spannend zu verpacken,
ohne dass es nach einem Verbot
klingt. Man muss heraushören,
dass es sinnvoll ist, sich an diese
Regeln zu halten.
Wie viel wussten Sie über Ret-
tungsschwimmen und die
SLRG, bevor Sie sich mit die-
sem Projekt auseinandergesetzt
haben?
Ich war als kleiner Junge selber
im Schwimmverein und habe ei-
nige Abzeichen gesammelt. Und
bei der Jugendarbeit stosse ich
jetzt auch immer wieder darauf.
Wenn wir ein Projekt am Fluss
machen, müssen wir die Sicher-
heit gewährleisten.
Was fällt Ihnen ein, wenn Sie an
die Arbeit der Rettungsschwim-
mer denken?
Es ist notwendig, dass Rettungs-
schwimmer vor Ort sind. Mit
grosser Wahrscheinlichkeit wird
nichts passieren. Aber wenn et-
was passiert, muss jemand da
sein, der helfen kann. Es ist
schwierig zu sagen, ab welcher
Unfallswahrscheinlichkeit es
sich lohnt, Rettungsschwimmer
dort zu haben. Für mich ist diese
Risikoeinschätzung auch wich-
tig, wenn ich ein Projekt amWas-
ser plane oder selber schwim-
men gehe. Wie gesagt, als auto-
nomer, mündiger Bürger sollte
man die Gefahr selber einschät-
zen können. Man muss sich be-
wusst sein, an was für ein Ge-
wässer man geht. Man muss die
Umgebung kennen und wissen,
welche Sicherheitsvorkehrun-
gen es braucht.
Was waren Ihre grössten Er-
folge, wenn Sie auf Ihre Karriere
als Künstler zurückblicken?
Das ist schwer zu sagen. Man
kann natürlich sagen, das es ein
Erfolg ist, wenn man in einem
grossen Saal auftreten kann und
die Leute hören einem zu. Mit
meinem Slam Team Interrobang
mit Manuel Diener bin ich zwei-
ter geworden an den Schweizer
Meisterschaften 2012. Das ist na-
türlich
wunderschön. Aber am wichtigs-
ten ist es, eine gute Stimmung zu
haben, ein volles Haus und dass
das Publikum dabei ist. Das sind
meine Erfolge und davon habe
ich viele. In diesem Sinne ist
etwa jeder zweite Slam ein Er-
folg. Als ich 2011 für mein Slam-
mobil den Kulturpreis in Langen-
thal
bekommen habe, hat mich das
sehr gefreut. Das ist sicher ein
Erfolgserlebnis, das ich nicht so
schnell vergessen werde und es
ist sicher ein Projekt, das ich
weiterverfolge. Es war schön zu
sehen, dass meine Arbeit nicht
nur in den Slam Kreisen wahrge-
nommen wird, sondern auch von
anderen Wertschätzung erfährt.
Wie ist es zu Ihrem ersten Auf-
tritt gekommen?
Ich schreibe schon sehr lange
und früher habe ich auch Thea-
ter gespielt. Aber zum ersten
Slam Auftritt kam es, weil ich
von einer Kollegin gezwungen
wurde. Sie hat einen Poetry Slam
organisiert und mich gezwungen
mitzumachen. Ich bin dann dort
aufgetreten und es hat mir gut
gefallen. Ein paar Monate später
habe ich entdeckt, dass es eine
U20 Liga für Poetry Slam gibt.
Ich habe mich angemeldet und
nach meinem ersten Auftritt
dort, wurde ich auch gleich für
einen zweiten angefragt. So war
ich sehr schnell mittendrin. Die
U20 Liga ist sehr gut, um anzu-
fangen. Es ist eine Art geschütz-
ter Bereich. Man muss nicht
gleich gegen die Profis antreten.
Dort kann man üben und ist von
Gleichgesinnten im gleichen Al-
ter umgeben.
Welche Strategien verfolgen Sie
als Künstler?
Ich will authentisch bleiben. Das
ist für mich wichtig. Ich möchte
keine plumpen Texte machen.
Ich bin auch privat sehr an Phi-
losophie interessiert und mir
liegt etwas an den Inhalten, die
ich von dort mitnehme. Ich ver-
suche diese zu verarbeiten und
durch meine Texte weiterzuver-
mitteln. Der Slam bietet eine
grossartige Bühne, um Inhalte zu
vermitteln. Für mich ist es wich-
tig, die Leute zum Denken
anzuregen und sie zu bereichern,
auch wenn mir das nicht mit je-
dem Text gelingt. Ich möchte
nicht nur unterhalten.
Wie viele Texte verfassen Sie
pro Jahr?
Das ist schwer zu sagen. Es gibt
viele Texte, die es nie auf die
Bühne schaffen. Ich schreibe
viele Texte für die Schublade, wie
man so schön sagt. Es gibt auch
Dinge, die ich für Slam als nicht
geeignet ansehe. Ich würde sa-
gen pro Jahr entstehen zehn bis
fünfzehn Texte. Das sind dann
aber unterschiedliche Gattun-
gen. Ein Teil davon sind Kurzge-
schichten, die mehr zum Lesen
geeignet sind und nicht zum Vor-
tragen.
«Krasse» Poesie für «derbe Typen»
Ertrinkungsgefahr bei jungen Männern; SLRG lanciert Kampagne mit Slam
Poet Valerio Moser
Valerio Moser entdeckte 2007
Poetry Slam. Seither reist er
mit seinen Texten über Stock
und Stein und füllt die Büh-
nen im deutschsprachigen
Raum mit seinen Wortsalven.
Neben zahlreichen gewonne-
nen Slams ist er Mitorganisa-
tor von Slams. 2011 wurde
er für das Projekt Slammo-
bil (ein Streitwagen für Wort-
gladiatoren) mit dem Kultur-
preis der Stadt Langenthal
ausgezeichnet. Gemeinsam
mit Manuel Diener wurde es
als Team Interrobang an den
Schweizer Poetry Slam Meis-
terschaften 2012 in St. Gallen
Vizemeister in der Kategorie
TeamSlam. Hauptberuflich
ist Valerio Moser soziokultu-
reller Animator und studiert
dies berufsbegleitend an der
Fachhochschule in Luzern.
Bild: zVg
Die Rettungsschwimmer raten: Risiken gut einschätzen – baderegeln.ch
Bild: zVg
Valerio Moser am Slam in der Zürcher
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