Page 7 - Solothurner Nachrichten - KW 21 - 2021
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DIENSTAG, 25. MAI 2021 SEITE 7
«Mehrkosten von 4000 Franken fürs Essen»
Am 13. Juni kommen mit der Trinkwasser- und Pestizidfrei- Landwirtschaft sehr wichtig. Sie
Initiative zwei extreme Agrarvorlagen zur Abstimmung. San- bestäuben viele Kulturen. Unter-
dra Helfenstein, Stv. Leiterin Departement Kommunikation dessen scheiden die Bauernfa-
und Services beim Schweizer Bauernverband, zeigt die nega- milien 190'000 ha Fläche aus,
tiven Folgen auf: Weniger heimische Produkte, mehr Importe, um Lebensraum für Wildtiere
teurere Lebensmittelpreise, mehr Foodwaste sowie der Verlust und -pflanzen zu schaffen. Das
von Arbeitsplätzen und Wertschöpfung. ist dreieinhalb Mal die Fläche
des Bodensees.
Am 13. Juni stimmen wir über schon viel in diesem Bereich.
die Trinkwasser- und Pestizid- Ganz abgesehen davon, dass die Sie bezeichnen die Trinkwas-
freie-Initiative ab. Der Schwei- einheimischen Bauernfamilien serinitiative als Trojanisches
zer Bauernverband wehrt sich bereits seit Jahren aktiv an Ver- Pferd. Wie denn das?
vehement dagegen. Was sind besserungen arbeiten. So set- Ja, die Trinkwasserinitiative ist
Ihre Hauptargumente? zen sie heute mehr als 40 Pro- eine Mogelpackung. Es geht bei
Sandra Helfenstein: Die beiden zent weniger chemische Pflan- ihr nicht ums Wasser, sondern
Initiativen sind sehr extrem. Sie zenschutzmittel ein, als noch um die Direktzahlungen. Die
stellen Forderungen, welche die vor zehn Jahren. Die Hälfte al- Anforderungen, um diese wei-
regionale Lebensmittelproduk- ler verwendeten Mittel sind sol- Bild: zVg ter zu erhalten sind so unrea-
tion gefährden, Importe fördern che, die auch im Biolandbau zu- Die Bauernfamilien fürchten von billigen Importprodukten verdrängt zu wer- listisch gestellt, dass viele Be-
und die Preise fürs Essen in die gelassen sind. den. Entsprechend gross ist ihr Engagement. triebe darauf verzichten wer-
Höhe treiben würden. Entspre- den. Dann müssen sie auch den
chend wären auch zahlreiche Sie argumentieren auch die Ausland einkaufen. Der Ein- zu all den Schlagzeilen kam. Die ökologischen Leistungsnach-
Arbeitsplätze in der Land- und Pestizidfreie-Initiative bringt kaufstourismus würde also mas- Kantonschemiker geben aber weis nicht mehr einhalten. Das
Ernährungswirtschaft betroffen. weiter Probleme mit sich. Er- siv angekurbelt. schon lange Entwarnung. Es be- wäre dann für das Trinkwasser
klären Sie das! steht keine Gefahr für die Ge- und die Ökologie sogar kontra-
Haben denn diese beiden Ag- Die Pestizidfrei-Initiative trifft Hand aufs Herz: Wie sauber sundheit, unser Hahnenwasser produktiv.
rarinitiativen, die ja unsere Um- nicht nur die Bauernfamilien, sind denn unsere Böden und kann man nach wie vor beden-
welt und Gesundheit schützen sondern auch stark die Konsu- unser Trinkwasser wirklich, kenlos trinken. Und sowieso: Zum Abschluss kurz und bün-
wollen, keinen Mehrwehrt für menteninnen und Konsumen- werden da nicht Grenzwerte Niemand will belastetes Was- dig: Wieso soll man am 13. Juni
die Umwelt und Trinkwasser? ten. Diese hätten im Laden überschritten und zu viele Pes- ser. Es ist unser aller Ziel, die- zwei Mal Nein stimmen?
Für einen besseren Schutz der keine Auswahl mehr. Es gäbe tizide eingesetzt? ses sauber zu halten! Wer weiterhin nachhaltig pro-
Umwelt und des Trinkwassers nur noch Bio. Für eine vierköp- Die Qualität des Trinkwassers duzierte Lebensmittel aus der
brauchen wir die beiden Initia- fige Familie würden die Kosten ist gleich gut wie immer. Was Wie sehr berücksichtigen die Region von guter Qualität und
tiven nicht: Das Parlament hat fürs Essen um rund 4000 Fran- sich geändert hat, ist der Grenz- Bauernfamilien den wichtigen zu bezahlbaren Preisen möchte,
dieses Frühjahr das europaweit ken pro Jahr steigen. Wer sich wert. Dieser wurde von den Be- Faktor Biodiversität? der stimmt am 13. Juni Nein.
strengste Pestizidgesetz verab- das nicht leisten kann oder will, hörden praktisch über Nacht Die Biodiversität und speziell
schiedet. Es geht also sowieso der geht dann im umliegenden massiv verschärft, weshalb es auch die Insekten sind für die Interview: Corinne Remund
Unternehmertum der nächsten Generation fördern
Coworking Spaces sind voll im Trend – aber nicht als Ge- Innovations- und Gründerzen-
schäftsmodell, sondern als Kultur. Dabei steht der Commu- trum Zofingen IGZ sowie die
nity-Gedanke im Mittelpunkt: Gemeinsam Idee austauschen, Wirtschaftsförderung Oftringen
gemeinsam etwas bewegen, gemeinsam etwas unternehmen. Zofingen an Bord zu holen.
Nur wollen die Initianten und Mitinhaber der Effinger Cowor-
king Space Bern nach demselben Prinzip eine «Filiale» in Zo- Leben und Wertschöpfung
fingen im Kanton Aargau lancieren. in die Stadt bringen
Coworking soll aber auch das lo-
Coworking Spaces boomen zur- Beratung Schweiz GmbH dop- kale Gewerbe stärken. «Wenn
zeit, nicht zuletzt auch wegen pelt nach: «Es geht um Vernet- wieder mehr Menschen lokal
der Pandemie, die neue Arbeits- zung und Integration. Denn Co- arbeiten, konsumieren sie auch
modelle vorantreiben. Wäh- working ist nicht nur für klassi- vor Ort», so Vögeli. Coworking
rend das Coworking in den letz- sche Start-ups und Jungunter- ist somit auch als Alternative
ten Jahren vor allem in gros- nehmen gedacht, sondern auch zu Homeoffice und Pendeln ge-
sen Städten als Businessmodell offen für Kreative, Künstler und dacht: «Es soll ein inspirieren-
angesehen wurde und funktio- andere Weltveränderer.» Als Mit- des Umfeld sein, indem man
nierte, bekommt es jetzt in de- inhaber des Effinger Coworking arbeitet, seine Träume verwirk-
zentralen Gemeinden eine ganz Space Bern hat Vögeli grosse Er- licht und sich über den Teller-
neue Bedeutung. «Coworking fahrung mit der Community- rand hinaus verbindet» sagt Vö-
ist nicht nur einfach ein geteil- Kultur. Der Community-basierte Bilder: CR geli. Er ist überzeugt, dass so
ter Arbeitsplatz und kein Ge- Ansatz lebt er nun bei einem Coworking Spaces werden beliebter: Hier im Effinger Coworking Space Bern. das unternehmerische Umfeld
schäftsmodell, sondern eine neuen, innovativen Projekt mit- der Zukunft entsteht. «So rü-
neue Arbeitsform und Zusam- ten in seiner Heimatstadt Zofin- Space. Einen ersten Versuchs- senschaft. Gemeinsam werden cken wir die Verbindung von
menarbeitskultur», erklärt Urs gen im Kanton Aargau weiter. ballon starteten sie mitten im die Räume auf drei Etagen re- Familie, Nachbarschaft, Freizeit
Vögeli und der Politikwissen- Zusammen mit dem Zofinger Gastro-Lockdown. Dabei nutz- noviert, ausgebaut und gestal- und Arbeit ins Zentrum. Kin-
schaftler und Geschäftsführer Salsa Lehrer Miguel Lopes lan- ten sie für mehrere Monate das tet. Ab September 2021 startet der und Familien sollen bei uns
der Politikwissenschaftlichen ciert er einen neuen Coworking Restaurant Rathaus in Zofingen das neue Coworking Zofingen auch einen Platz haben.» Aus
als temporären Arbeitsort – mit mit seinem vielseitigen Ange- Erfahrung weiss der Strategie-
Erfolg. Der erste Grundstein für bot «Coworking – Comove – Co- berater, dass dies auch mit Wirt-
das neue Projekt war gelegt. creation» so richtig durch. Es schaft und Business einhergeht.
bietet flexible und fixe Arbeits- Beweis dafür ist der Effinger Co-
Integrieren und vernetzen plätze, diverse Sitzungszimmer, working Space Bern, der sich
Beim Aufbau des neuen Co- aber auch Räume für Tanz, Be- gerade jetzt dank gutem Netz-
working Space steht die Com- wegung und Gesundheit, sowie werk und dem Gemeinschafts-
munity im Mittelpunkt: «Wir Kinderbetreuung. «Wir möch- gedanke als äusserst krisenfest
schauen zunächst, welches die ten Unternehmertum, soziale zeigt. «Die Integration von vie-
Bedürfnisse und die Träume der Innovation und interdiszipli- len Branchen und Lebensberei-
Leute sind und definieren erst näre Netzwerke vereinen. Wir chen schafft die dringend nötige
danach gemeinsam das Ange- schaffen keine Konkurrenz, Innovation und Perspektiven,
bot und die Infrastruktur.» Den- sondern Kollaboration», betont die wir gerade jetzt so sehr brau-
ken in Ökosystemen, nennt Vö- Vögeli. Nach dem Motto «Wir chen, um die aktuelle Krise, die
geli das. Das neue Coworking integrieren, was schon vorhan- Globalisierung und den digitalen
Neues Leben und Wertschöpfung: Hier in der Oberstadt von Zofingen im Zofingen – mittlerweile wurde den ist und vernetzen, wo noch Wandel zu meistern», ist Vögeli
ehemaligen Haushaltswarengeschäft Ambiente entsteht der neue Cowor- ein Verein gegründet – sieht keine Verbindung besteht», ist überzeugt.
king Space Zofingen. sich somit auch eher als Genos- den Initianten gelungen, das Corinne Remund